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Theorie

Der Kompetenzbereich Lesen richtet seinen Fokus auf den basalen Wortleseprozess. Das Wortlesen bildet die Basis für die weitere Lesefähigkeit, um ein späteres Textverständnis zu gewährleisten. 

Für einen gesicherten Leselernprozess muss das Kind einen komplexen Ablaufplan erwerben und durch intensives Üben automatisieren. Der basale Wortleseprozess umfasst folgende wichtige Schritte:

Buchstabe-Laut-Beziehung
Das Kind muss die Fähigkeit erlangen, sich zu einem Buchstaben bzw. einer Buchstabenverbindung den entsprechenden Laut korrekt einzuprägen und ihn auch korrekt zu artikulieren. Die sichere Buchstabe-Laut-Beziehung ist die grundlegende Basis und von elementarer Bedeutung um Lesen zu können.
Daher ist es von besonderer Wichtigkeit, dass die Buchstaben und Buchstabenverbindungen einzeln überprüft werden.

Nicht lexikalisches Lesen
Zu Beginn des Leselernprozesses steht das Zusammenlauten einzelner Buchstaben. Dabei wird das Wort aus der Buchstabenfolge ermittelt.

Lexikalisches Lesen
Durch das wiederholte Lesen einzelner Wörter, auf Basis des nicht lexikalischen Lesens, gelangen diese parallel dazu in das Langzeitgedächtnis (mentale Lexikon). Erst dann können bekannte Wörter lexikalisch bzw. „auf einen Blick“ abgerufen werden. Dieser direkte Weg führt zur Erhöhung der Lesegeschwindigkeit. 

Nach und nach automatisiert das Kind beide Lesewege. Die Entscheidung, welcher Leseweg verwendet wird, hängt davon ab, ob ein unbekanntes oder ein bereits gespeichertes Wort gelesen wird. Bei unbekannten Wörtern verwenden auch geübte Leser immer den nicht lexikalischen Leseweg. 

Das Ziel der Grundstufe I ist es, dass jedes Kind auf eine gesicherte Buchstaben-Laut-Beziehung zurückgreifen und beide Lesewege sicher anwenden kann.

 

LESESTRATEGIEN

Der Einsatz von Lesestrategien steht in einem positiven Zusammenhang mit dem Leseverständnis. Die Verwendung von Lesestrategien passiert absichtsvoll und wird bewusst gesteuert. Auf Satz- und Textebene richtet sich der Fokus auf die Verständnisüberwachung und Strategieregulation.

Lesestrategien sind überwiegend mentale Prozesse und im Ergebnis oft nicht mehr sichtbar. Es gibt sehr viele unterschiedliche Lesestrategien. Es empfiehlt sich zunächst einige wenige Strategien zu erlernen. Dieses kleine Repertoire an Lesestrategien sollte dafür jedoch von den Schülerinnen und Schülern automatisiert angewendet werden. Lesestrategien lassen sich in kognitive und metakognitive Strategien unterteilen. Entscheidend ist, dass hier ein Zusammenspiel gelingt.

Kognitive Strategien

Elaborationsstrategien
dienen dazu, Textinhalte dauerhaft im Gedächtnis zu behalten. Das Hauptziel dieser Strategien besteht in der Integration neuen Wissens in bereits vorhandenes Vorwissen. Dies kann das eigene Weltwissen sein aber auch Wissen aus externen Quellen. 
Organisationsstrategien sollen helfen, die Struktur von Informationen bzw. die Textstruktur zu erkennen und diese Informationen für ein tieferes Textverständnis zu nutzen. Die Informationen werden mit dem Ziel organisiert, sie über einen logischen Aufbau miteinander in Bezug zu setzen.
Wiederholungsstrategien bestehen im Grunde nur aus der Wiederholung einer Strategie (Elaborationsstrategie/Organisationsstrategie). Wiederholungsstrategien zielen hauptsächlich auf das Einprägen isolierter Fakten ab, mit dem Ziel die Informationen im Langzeitgedächtnis abzuspeichern.

Metakognitive Strategien
 
Metakognitive Strategien dienen dazu, den Strategieeinsatz zu planen, zu überwachen und gegebenenfalls zu modifizieren. Bei metakognitiven Strategien handelt es sich um Prozesse zur Steuerung und Kontrolle des eigenen Leseverhaltens. Im Mittelpunkt steht der kritische, reflektierende Umgang mit sich selbst. Metakognitive Strategien haben weniger mit dem Text selbst zu tun, sondern sie regulieren die kognitiven Prozesse. Ziel in der Grundstufe II ist es, dass die Kinder wichtige Lesestrategien bewusst anwenden können, da diese als Basis für viele Lernbereiche notwendig sind.